Tipps vom TechMagnet
Auch ohne abgeschlossenes Studium hat Stefan Warecka alias TechMagnet Karriere gemacht. Er zählt zu den bekanntesten Content Creators in Österreich und ist Millionär – zumindest, was die Follower-Zahlen auf YouTube und TikTok betrifft. Im Interview verrät der Influencer, warum er dennoch nicht alle Eier in diesen Korb legt.
Was bedeutet für dich, Karriere zu machen?
Früher hätte ich geantwortet: ein Job, bei dem man gut verdient und aufsteigt. Heute würde ich sagen: Etwas zu tun, was einem Spaß macht, mit dem man sich identifizieren kann, wofür man morgens gern aufsteht. Bei mir sind das eben Videos, in denen ich Computer repariere oder Tech-Produkte teste. Dass ich damit auch noch mehr verdiene, als wenn ich nach dem Studium „normal“ arbeiten gegangen wäre, ist ein glücklicher Bonus.
Von einer Karriere als Influencer*in oder Content Creator träumen viele, nur wenige schaffen es. Was ist dein Tipp?
Wie für jedes Business gilt: Man sollte nie alle Eier in einen Korb legen. Gesetze oder User-Vorlieben können sich ändern. Durch die Umstellung des Algorithmus und die wachsende Konkurrenz stagniert zum Beispiel mein englischer YouTube-Kanal bei rund 400.000 Followern, der in der Vergangenheit gut lief. Auf TikTok habe ich dagegen das zehnfache Wachstum und 1,6 Millionen Follower und bestreite mittlerweile den größten Teil meines Lebensunterhalts über Werbung, Affiliate Links und Kooperationen auf diesem Kanal. Außerdem sollte man nicht die Pflichten unterschätzen, die mit dem Business einhergehen. Man muss sich zum Beispiel auf einem YouTube-Kanal an dieselben Vorschriften halten wie ein TV-Sender, was die Werbekennzeichnung betrifft.
Du bist nicht nur Influencer, sondern auch Unternehmer. In welchem Bereich?
Ich habe mich neben dem Studium selbstständig gemacht. Da mich meine Eltern finanziell unterstützt haben, konnte ich mich ausprobieren. 2017 habe ich meine erste Firma gegründet. Zusammen mit einem Schulfreund habe ich zwei Jahre lang Bitcoin-Miner verkauft, als sich das Mining noch lohnte. Die zweite Firma hieß KAGIS. Wir haben gebührenbefreite Fernseher ohne Tuner vertrieben, die wir in China produzieren ließen und deutlich günstiger anbieten konnten als die Konkurrenz. Dieses Unternehmen haben wir dann verkauft.
Was kommt als Nächstes?
Im Moment stecke ich gerade in der Gründung eines Online-Business mit einem virtuellen Produkt. Meine Kanäle auf YouTube und TikTok kann ich als Sales-Funnels nutzen. Wichtig dabei ist die Skalierbarkeit. Meine Videos sind von mir als Person abhängig, ich kann sie nicht auslagern. Und zwei bis drei Beiträge pro Tag zu produzieren, ist stressig und zeitaufwendig – zumal ich gerade Vater geworden bin. Das weitere Standbein wird für einen passiven Einkommensstrom sorgen und das Wachstum ist theoretisch nicht limitiert. Mehr kann ich aber noch nicht verraten. In fünf Jahren sehe ich mich jedenfalls eher in Brasilien, zumindest einen Teil des Jahres. Die Bürokratie in Österreich macht Wachstum schwierig.
Wie bildest du dich selbst weiter?
Die Grundlagen habe ich mir selbst beigebracht, meist über YouTube-Videos. Im vergangenen Dezember habe ich auch 600 Euro für Udemy-Kurse ausgegeben, hauptsächlich im Bereich Troubleshooting für Main Boards. Viele gute Leute bieten dort Content an. Eigentlich ist eh fast alles online zu finden, was man wissen will. Meist ist es verständlicher und praxisnäher aufbereitet als das, was man an der Uni lernt. Dafür ist der Content natürlich nicht so wissenschaftlich und tiefgehend und auch nicht validierbar.
Planst du, dein Studium an der TU doch noch abzuschließen?
Bis zum vierten Semester habe ich auch ganz normal Verfahrenstechnik studiert. Doch dann begann ich nebenbei Videos zu machen, und im dritten Studienjahr ging mein Kanal durch die Decke. Zeitlich wäre es sich vielleicht noch ausgegangen, aber die Motivation fürs Studium fehlte. Außerdem habe ich die Prüfung in Thermodynamik mehrfach versenkt. Sicher wäre ein Titel nett, in Österreich ist er ja auch wichtig für die Visitenkarte. Für meine jetzige Tätigkeit bringt mir der Abschluss aber nicht wirklich etwas. Vielleicht bringe ich die Motivation für den Abschluss noch irgendwann auf. Im Moment nicht und das ist okay. Ich bereue eher, dass ich die Chance verpasst habe, mir an der Uni ein Netzwerk aufzubauen oder Angebote des TU Career Center zu nutzen. Da hätte ich sicher spannende Kontakte zu Firmen knüpfen oder meine Soft Skills verbessern können hinsichtlich Selbstpräsentation.
Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen im Bezug aufs Studium?
Ich hätte besser Informatik oder Elektrotechnik studieren sollen als Verfahrenstechnik. Oder zumindest hätte ich mich trauen sollen, frühzeitig das Studienfach zu wechseln. Aber am Anfang weiß man einfach viel zu wenig über das, was man wirklich will oder was die genauen Studieninhalte sind. Meinem jüngeren Ich oder heutigen Maturant*innen würde ich daher raten, sich erst einmal ein halbes Jahr zur Orientierung und zum Ausprobieren zu nehmen und sich dann festzulegen.
Stefan Warecka (32) alias TechMagnet ist Unternehmer und erfolgreicher Tech-Influencer. Er hat 1,6 Millionen Follower auf TikTok, 41.000 auf Instagram
(@techmagnet_yt) und 44.000+ auf YouTube.
Text Barbara Gärtner
Fotos Privat