TU Studierende erzählen,...
WHY TU?
Die „Warum TU?“-Frage hat sich Kathrin Werdinig (26) nie gestellt. Für sie war klar, dass sie ihr Maschinenbau-Studium nur hier absolvieren möchte. Warum sie ihre Wahl nie bereut hat, obwohl sie sich manchmal durchbeißen musste, erzählt sie hier.
Kathrin Werdinig (26)
… beginnt bald ihr Masterstudium Maschinenbau. Sie arbeitet Teilzeit als studentische Mitarbeiterin am Institut für Energietechnik und Thermodynamik.
Warum hast du dich für Maschinenbau entschieden?
Ich habe an einer HTBLVA maturiert im Bereich Kunst und Design, mit Schwerpunkt auf Textil- und Interior-Design. Ich habe viel über Kunst, Design und Gestaltung gelernt, doch Mathematik und Naturwissenschaften kamen viel zu kurz. Mit 15/16 lernte ich Schüler*innen von der HTL kennen und wollte unbedingt so wie sie auch mehr über Technik wissen und verstehen, wie zum Beispiel Autos oder Maschinen in unserem Alltag funktionieren. Es kam aber für mich nicht infrage, die Schule zu wechseln. Ich habe mir dann fürs Studium das Ziel gesetzt, mich in dieses für mich fremde Fachgebiet reinzuarbeiten. Als Fächer kamen für mich Maschinenbau und Technische Physik infrage. Da ich mich lange nicht entscheiden konnte, habe ich mich aus einem Bauchgefühl heraus spontan für Maschinenbau entschieden.
War das Studium an der TU die richtige
Entscheidung?
Ich wollte eine große Auswahl an Fächern und Modulen, ein grundlegendes Verständnis erwerben und mich tief spezialisieren. Daher war klar: TU statt FH. Ich würde die Entscheidung wieder treffen. Auch wenn es am Anfang für mich wirklich hart war, denn mir fehlte aus der Schule viel Grundlagenwissen im Bereich Mathematik und Physik. Aber ich habe mich durchgebissen. Mein analytisches Denken ist viel besser geworden. Außerdem habe ich viel über mich selbst erfahren. Ich habe meine Grenzen entdeckt und gelernt, sie auszuweiten. Ich bin mit den Herausforderungen gewachsen und traue mich über Neues drüber.
Was ist das Besondere an deinem Studiengang
Maschinenbau?
Die Vielseitigkeit. Ich bekomme Einblicke in viele verschiedene Fächer. Das Interdisziplinäre mag ich sehr. Außerdem schätze ich, dass es viel Teamarbeit gibt, etwa bei Gruppenhausübungen. Jede*r kann sich einbringen. Und die Studierenden in meiner Fachrichtung sind alle sehr hilfsbereit. Es gibt kein Ellenbogen-Klima. In den Lernräumen kann man sogar Fremde um Hilfe bitten und bekommt sie.
Was war dein bislang bester Moment im Studium?
Das erste Semester war großartig. Es gab so viel zu entdecken und zu erleben: neue Leute, neues Umfeld, neues Wissen, neues Terrain. Für mich hat sich eine ganz eigene Welt eröffnet. Das hat sich gut angefühlt. Noch ein Highlight waren Prüfungen, die ich trotz einiger Fehler zu meiner großen Überraschung am Ende doch positiv absolviert habe.
Apropos positiv: Wie motivierst du dich, wenn du
doch mal einen Hänger hast?
Ich bin ehrgeizig und will die Dinge, die ich mir vorgenommen habe, zu Ende bringen. Dennoch habe auch ich oft Hänger. Mir gibt es Kraft, dass ich mich wirklich für mein Studium interessiere. Mir vorzunehmen, auch schwierige Inhalte zu verstehen, ist eine spannende Herausforderung für mich, die mich anspornt und die ich meistern möchte. Wenn wirklich mal gar nichts geht, kann ich nur empfehlen, es nicht krampfhaft weiter zu versuchen, sondern eine Pause einzulegen, rauszugehen, sich abzulenken, Sport zu machen. Und sich dann darauf zu besinnen, was man in der Vergangenheit schon alles geschafft hat. Positive Gedanken tragen weit.
Wer oder was hilft, wenn man – wie im Lockdown – alleine lernen muss und mit dem Lernstoff in der Sackgasse
steckt?
Über Apps wie StuDo kann man sich mit anderen Lernenden vernetzen und um Hilfe bitten und Fragen stellen. Auch Discord, Zoom und Teams waren während den Lockdowns Plattformen, über die Austausch stattfand und über die gemeinsam gelernt wurde. Oder man nutzt TUWEL fürs Distance Learning. Das ist die zentrale E-Learning-Plattform der TU. Das Tool wird Studienbeginner*innen zu Semesterbeginn vorgestellt.
Du sprachst vom Ablenken und Rausgehen. Was sind deine Lieblingsplätze im TU-Grätzel?
Ich kann einen Besuch in der jeweiligen Fachschaft empfehlen. Der Raum der Fachschaft Maschinenbau ist zum Beispiel wie ein Wohnzimmer, gratis Kaffee, Gesprächspartner*innen und 3-D-Drucker inklusive. Zum Essen würde ich „Addicted to Rock“ am Getreidemarkt vorschlagen, den Naschmarkt oder die Mensa in der Akademie der bildenden Künste. Zum Lernen bei einem Kaffee und Snack ist das „Monami“ in der Theobaldgasse gut.
Und wo und wie findet man an der TU Freund*innen?
Leute aus der eigenen Studienrichtung lernt man recht rasch kennen – in Erstsemester-Tutorien, in den Lehrveranstaltungen, in Lern- und Übungsgruppen. Einfach die Studierenden, die links und rechts von einem sitzen, ansprechen! Studierende anderer Fächer lernt man kennen, wenn man Frei- und Wahlfächer belegt. Ich habe zum Beispiel „Technik für Menschen 2040“ belegt – in diesem Fach gab es sehr viele Gruppendiskussionen, es waren fast alle Studienrichtungen vertreten. Und natürlich trifft man potenzielle neue Freund*innen bei Festen, Punschständen oder in TU-Discos, bei ACSL-Sportveranstaltungen oder in Sportgruppen. Oder man schließt sich dem TU Space Team oder dem TU Racing Team an, da bauen Student*innen zum Beispiel gemeinsam Rennwägen.
Welchen Tipp würdest du Studienanfänger*innen geben?
Viele Kommiliton*innen, mit denen man das Studium beginnt, hören nach wenigen Monaten oder Semestern mit dem Studium auf. Dann brechen nicht nur Sozialkontakte weg, sondern auch Lerngruppen. Ich kann nur empfehlen, sich ein breites Netzwerk aufzubauen und sich in mehrere Lerngruppen einzubinden, um irgendwann nicht allein dazustehen. Denn gerade Lerngruppen sind beim Durchhalten wichtig. Die Motivation der anderen ist eine große Motivation für einen selbst.
Wie sehen deine weiteren (beruflichen)
Zukunftspläne aus?
Ich werde 2023 mit dem Masterstudium beginnen. Wo es danach hingeht, ist für mich noch offen. Vielleicht in die Forschung und Entwicklung in der Industrie. Oder doch ein Job an einem Forschungsinstitut? Es gibt so viel Spannendes und Interessantes und dass ich schon in viele Bereiche reingeschnuppert habe, macht die Wahl nicht unbedingt einfacher. Ich habe schon mehrere Praktika gemacht und auch immer neben dem Studium oder in den Semesterferien gearbeitet – mal als Werkstudentin in einem Betrieb, mal an der Uni als Tutorin.
Seit Anfang Jänner bist du auch studentische
Mitarbeiterin. Wie kam das?
Ich habe in der Vergangenheit festgestellt, dass sich Dinge sehr schnell ändern, Neues beginnt und Altes endet. Ich sehe das als gute Möglichkeit, die Augen offen zu halten, um einmalige Chancen wahrzunehmen, die sich unverhofft bieten. Im September habe ich mich bei einigen Konzernen als Werkstudentin beworben, bekam aber auch ein Angebot seitens der Uni. Bei einer Firma kann ich mich jederzeit bewerben, aber an der Uni tätig zu sein, dieser Weg steht nicht jedem einfach und jederzeit offen. Und so habe ich das Angebot wahrgenommen, nach meiner Bachelorarbeit als studentische Mitarbeiterin für Forschung und Verwaltung im Forschungsbereich Industrielle Energiesysteme am Institut für Energietechnik und Thermodynamik tätig zu sein. Ja, ich verdiene weniger als in einem Unternehmen. Dafür kann ich zwischen den Lehrveranstaltungen arbeiten, habe hier auch Einblick in die Forschungsprojekte und pendle weniger.
Gibt es etwas, was du rückblickend anders
machen würdest?
Die Vergangenheit ist nicht veränderlich, aber aus Rückblicken kann man Schlüsse für die Zukunft ziehen. Ich schaue nach vorn und probiere einfach etwas Neues aus und mache es besser, wenn das Alte nicht funktioniert hat. Außerdem möchte ich möglichst viele neue Wege entdecken und Erfahrungen sammeln.
Interview Barbara Gärtner
Foto Konrad Limbeck